Ginkgo in Japan
Ginkgo Museum
Es ist seiner exotischen Schönheit, seinem Blattwerk und sicher auch seiner außergewöhnlichen Erscheinung zu verdanken, daß der Ginkgobaum vor ca. 1.000 Jahren von buddhistischen Tempelmönchen wiederentdeckt wurde, die mit einer großen Hochachtung für die Natur und alte Bäume begannen u.a. mit diesem seltenen, imposanten Baum ihre Palastgärten und Heiligtümer zu bepflanzen und somit den Baum wieder weiter verbreiteten.
Durch seine Zweihäusigkeit (es gibt männliche und weibliche Bäume) entspricht er zudem dem Verlangen der Chinesen und Japaner nach der asiatischen Lebensphilosophie: Maximum und Minimum, Nord und Süd, Ost und West, aktiv und passiv, männliches und weibliches Prinzip, Yin und Yang, Leben und Tod, gut und böse.
Der Ginkgo wurde hier üblicherweise paarweise gepflanzt. Erstmals in Schriften erwähnt wurde der Ginkgo in verschiedenen Werken der chinesischen Flora aus dem 13. Jahrhundert. Es ist anzunehmen, daß bereits damals auch die Blätter und Nüsse des Baumes als Heilmittel gegen allerlei Krankheiten genutzt wurden. In China werden noch heute Ginkgonüsse traditionell bei Familienfeiern und Hochzeiten gereicht, in dem Glauben, daß der Ginkgo aufgrund seiner Faszination sowohl auf die Teufel, als auch auf die sogenannten ,chens", die wohlgesinnten Götter Einfluß nimmt.
Im Laufe der Jahrhunderte bildeten sich besonders auch in Japan zahlreiche Mythen und Geschichten um diesen Baum, so soll er z.B. den Tempel von Tokyo, welcher vollständig von Ginkgobäumen umgeben ist, nach einem Flammeninferno infolge des großen Erdbebens von 1923 als einziges Gebäude verschont haben.
Ginkgo ist Kult
In Asien können wir von einem Ginkgokult sprechen, der keine Grenzen kennt. Neben der therapeutischen Nutzung der Blätter und Nüsse als Medizin verwendet man aber auch das Holz des Ginkgo zum Auskleiden von Häusern und Tempeln, man stellt daraus Brettspiele und Gerichtstische her und verwendet es auch im alltäglichen Gebrauch noch heute für allerlei nutzbringende Gegenstände, wie zum Beispiel Holz- und Schneidebretter, die einer starken Beanspruchung standhalten sollen und eine lange Lebensdauer garantieren.
Im Kunsthandwerk Asiens erscheint das ausdrucksstarke Motiv des Ginkgoblattes erst relativ spät (ab ca. 1700) in der Geschichte. Man findet es in alten Familienwappen, als Schmuck für Schwerter, als Verzierung auf Handspiegeln, sowie auf Porzellan und Keramik.
Heutzutage ist das symbolhafte Ginkgoblatt in Japan nicht mehr wegzudenken. Es gilt als Logo für viele namhafte Firmen, Universitäten und Institutionen, die alle mit der Form des Blattes für sich werben.
In Japan gibt es zahlreiche Ginkgoveteranen, bis zu 1.000 Jahre alt. Viele sind als Naturdenkmäler geschützt und sind Wahrzeichen für Dörfer und Heiligtümer. Ein weiteres bemerkenswertes Phänomen ist, daß sich an den Stämmen älterer Ginkgobäume sogenannte ,chi-chi (Zitzen)" bilden, luftwurzelähnliche Auswüchse, die zudem dazu führen, das sich ein weiterer Wunderglaube bei japanischen Frauen ausgebreitet hat - sie beten an diesen Bäumen für mehr Fruchtbarkeit und genügend Muttermilch zum Stillen ihrer Babys.
>Ginkgobäume in Japan
Auszug aus dem Buch: GINKGO - Weltenbaum, Heinrich Georg Becker